8. März 2019:

Der Frühling steht in den Startlöchern – und wir auch. Denn endlich ist es wieder Zeit, die Wanderschuhe aus dem Keller zu holen und auf ausgedehnten Wandertouren Wald, Wiesen und Berge zu entdecken. Dafür braucht man ja auch einfach nur loszulaufen, oder? Ja, so ungefähr. Trotzdem ist es hilfreich, sich vor einer Wanderung vorzubereiten und ein paar Wandertipps zu beherzigen. Hier verraten dir drei begeisterte Wanderexperten aus den ROBINSON Clubs, welche Tipps sie dir als Wanderanfänger mit auf den Weg geben möchten.

 

Thomas, Wanderführer im ROBINSON CLUB AMADÉ, Salzburger Land

„Eine Kuh ist kein Streichelzoo.“

ROBINSON Wanderführer in den Bergen
Thomas begleitet im Club Amadé Wanderungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade.

Erich, Wanderführer im ROBINSON CLUB SCHLANITZEN ALM, Kärnten

„Mein Tipp: langsam gehen und sich nicht übernehemen.“

Wanderführer vor Bergkulisse
Wanderführer Erich ist in den Bergen zu Hause und begleitet Wanderungen rund um den Club Schlanitzen Alm

Gerhard, Wanderchef im ROBINSON CLUB SCHLANITZEN ALM, Kärnten

„Jede Woche gibt es Erlebnisse, die wirklich lustig sind.“

Mann auf Almwiese in den Bergen
Wanderchef Gerhard Club Schlanitzen

1. Worauf muss ich achten, bevor ich auf Wandertour gehe?

Wanderer auf steinigem Wanderweg
Steiniger Weg auf der Tröpolacher Almwanderung

Thomas:

Tipp 1: „Lieber etwas mehr einpacken als zu wenig, da es immer wieder zu Wetterumschwüngen kommen kann, die nicht in der Wetter-App vorausgesagt wurden. Hier in Kleinarl (Club Amadé) herrscht ein sehr lokales Klima. Das heißt, das Wetter kann plötzlich umschlagen. Dann ist man froh, wenn man eine Wollmütze oder einen Pullover dabei hat.“

Tipp 2: „Du solltest ausreichend trinken, pro Stunde einen halben Liter. Nimm auch eine Karte mit und mach dich vorab mit deiner Route vertraut. Du solltest dich einigermaßen auskennen, da auf die Wegweiser nicht immer Verlass ist. Wegweiser können ab und zu durch Kühe beschädigt oder verstellt worden sein. Und dann stehst du an der Kreuzung und überlegst. Aber wenn du einen Kompass oder eine Karte dabei hast, kannst du dich besser orientieren. Und wenn du weißt, wo Norden, Süden, Osten, Westen ist, dann bist du auf der sicheren Seite. Lieber einmal mehr in der Karte nachschauen, bevor du zwei Stunden in die falsche Richtung bergab gehst und dann im falschen Tal herauskommst.“

Gerhards Tipps zur Wandervorbereitung:

2. Wie verhalte ich mich bei Gewitter in den Bergen?

Bergsee im Gebirge
Glasklar und ruhig: der kleine Bergsee vor der Tröpolacher Alm

Thomas:

„In den kleinen Tälern kommt es sehr selten vor, dass man mittags vom Gewitter überrascht wird. Auch, wenn es am Vormittag schön ist. Ich bin jetzt seit 10 Jahren bei ROBINSON und mir ist es nur 5 Mal passiert, dass auf Wanderungen morgens die Sonne schien und mittags ein Gewitter aufzog. Wenn es bereits am Morgen gewittert, gehe ich gar nicht erst los. Wenn ich vom Gewitter überrascht werden sollte, dann versuche ich ruhig zu bleiben und langsam und stetig vom Berg hinunter aus der Gefahrenzone herauszukommen. Ich laufe dann die nächste Hütte an oder versuche, in den Wald zu kommen. Denn im Wald ist man relativ sicher vor dem Gewitter. Aber wichtig: Man sollte sich nur nicht unter einzelne Bäume stellen.

Falls du auf weitem Feld wanderst und weit und breit kein Wald zu sehen ist, dann halte dich an die bekannte Gewitter-Formel: Miss den zeitlichen Abstand zwischen Blitz und Donner. Als Richtweg: Eine Sekunde entspricht etwa einem Kilometer. Liegen zwischen Blitz und Donner 5 Sekunden, dann ist das Gewitter 5 Kilometer von dir entfernt. So kannst du einschätzen, ob das Gewitter sich bereits über dir zusammenbraut oder ob du noch mehr Zeit hast, um einen Unterschlupf zu suchen. Als Wanderführer merke ich, wenn das Gewitter richtig nah ist. Dann stellen sich bei mir die Nackenhaare auf und ich spüre förmlich, wie sich das elektrische Feld aufbaut.“

Das solltest du tun, wenn das Gewitter bereits über dir ist: 

  • Metallische Gegenstände und das Handy mindestens 20 Meter weg von dir entfernt platzieren
  • Eine  Regenfolie überziehen
  • In eine Mulde oder Vertiefung knien
  • Die Füße eng zusammenstellen
  • Das Gewitter mindestens 10-15 Minuten in dieser Position „aussitzen“

„Ob das Gewitter vorbeigezogen ist, erkennst du daran, dass zwischen Donner und Blitz mindestens 2-3 Sekunden Abstand liegen. Dann kannst du dich wieder auf den Weg machen und langsam weitergehen. Die Betonung liegt auf langsam. Nach einem Gewitter ist der Boden natürlich nass und aufgeweicht. Bitte renne nicht panisch den Berg hinunter, sonst stolperst du eventuell und verletzt dich.“

3. Was mache ich, wenn ich bei der Wanderung auf Almkühe treffe?

Almkuh in den Bergen
Auf Wandertour in den Bergen trifft man auch schon mal eine Almkuh.

Almkühe sind auf Wanderungen ein beliebtes Fotomotiv. Gerade im Sommer trifft man die Tiere in großen Herden mitten in den Bergen. Meistens interessieren sie sich nicht für einen oder beäugen einen neugierig. Aber wie verhalte ich mich richtig? Nah rangehen oder doch lieber einen sicheren Abstand halten?

Thomas:

„Normalerweise kennen die Bauern in den Bergen ihre Kühe. Sie wissen, dass die Tiere auf den Wanderwegen keine Gefahr für die Touristen darstellen. Das kommt auf dich selbst als Typ an. Je nachdem, wie du dich verhältst, gibst du gewisse Duftstoffe ab, die die Tiere in Rage bringen können. Du solltest auf jeden Fall ruhig und cool bleiben, wenn du auf Almkühe triffst. Die Tiere spüren natürlich, ob du Angst hast. Das ist wie bei Hunden: Wenn du Angst vor Hunden hast, werden sie auf dich aufmerksam. Es kann mal sein, dass die Kuh neugierig ist und auf dich zukommt. Wenn man dann schwitzt (und Schweiß riecht nach Salz), dann kann es sein, dass sich die Kuh dir nähert, denn Kühe mögen Salz. Dann kommen sie halt nah, riechen ein bisschen an dir und lecken dich vielleicht auch ab.

Wichtig ist nur: Man sollte sich den Kühen vorsichtig nähern. Eine Kuh ist kein Streichelzoo. Wenn sie da sind und sich nähern und gestreichelt werden möchten, dann merkt man das. Wenn die Kühe aber anfangen, mit dem Kopf zu schütteln und unruhig zu werden, dann sollte man das lassen. Dasselbe ist mit Kälbern: Es gibt Kälber, die lassen sich gern streicheln, es gibt aber auch welche, die das nicht mögen. Ganz wichtig, wenn du eine Wandertour mit Hunden unternimmst: Wenn der Hund an der Leine ist, solltest du eine Kuhherde weiträumig umgehen. Wenn man merkt, der Hund wird unruhig und dir Kühe ängstlich, dann sollte man den Hund von der Leine nehmen und Abstand suchen. Der Hund sollte dann freien Auslauf haben. Wenn ich krampfhaft versuche, den Hund an der Leine zu lassen, werden die Kühe unruhig und dann kommt es eher zu möglichen Unfällen mit den Tieren. Und dann liest man eventuell in der Zeitung, dass ein Tourist von Kühen überrannt worden ist.“

Gerhard:

„Kühe sind generell für Wanderer nicht gefährlich. Der natürlichste Instinkt der Welt ist wohl, dass sie ihre Jungen beschützen. Das heißt aber nicht, dass sie aggressiv sind. Man muss halt nur schauen, ob bei einer Kuhherde ein Jungtier dabei ist. Dann geht man nicht zu nahe heran. Nur mit Hunden kann es etwas brenzlig werden.“

Almkühe in den Bergen
Almkühe sind auch schon mal neugierig, wenn ihnen ein Wanderer begegnet.

4. Welche Regeln sollten Wanderer auf Touren beachten?

Erich:

Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und richtiges Schuhwerk sind wichtig. Auch sollte man keine Fotos während eines Bergabstiegs machen. Insbesondere wenn der Boden uneben und steinig ist. Am besten dann stehenbleiben.“

5. Sind die Wandertouren auch für Familien mit Kindern geeignet?

Erich:

„Bei den Wanderungen im Club Schlanitzen Alm können Kinder ab 8 Jahren mitkommen. Hoch kommen sie von der Energie her super, das ist kein Problem. Auch haben Kinder in der Regel gute Trittsicherheit und Kondition. Aber beim Heruntergehen sollte Erwachsene ihre Kinder im Blick haben.“

Gerhard:

Ja, generell schon. Solange Kinder motiviert sind und Lust haben zu laufen, können sie auch schon mal Wanderungen bis zu 20 Kilometer laufen. Wenn die Kinder aber unruhig werden oder sie nicht motiviert werden können, dann sind oft 5 Kilometer bereits zu weit. Schwere Touren aber sind in der Regel nicht für Kinder geeignet. Deswegen sollte man den Weg vor einer Wandertour mit Kindern genau aussuchen. Für Wanderungen mit Kinderwagen sind die Wanderwege im Nassfeld Gebiet aber nicht geeignet. (Anm. d. Redaktion: Für Familien mit kleinen Kindern bietet ROBINSON Kindertragen zum Verleih an).

6. Was empfehlt ihr Wanderern, die sich unterwegs zu sehr verausgabt haben?

Erich: 

„Manchmal kommt es auf unseren Wanderungen vor, dass sich ein Gast zu sehr überanstrengt hat und die Tour nicht mehr schafft. In dem Fall beruhige ich den Wanderer, baue ihn wieder auf und plane meine Tour kurzerhand um. In einem Fall habe ich, nach Absprache mit den anderen Wanderern aus der Gruppe, aus einer mittelschweren Tour eine leichte gemacht. Wenn der Wanderer wirklich nicht mehr kann, kontaktiere ich die Bergstation. Ich spreche mit dem betreffenden Gast und schlage ihm vor, an der Bergstation zu warten. Dann setze ich mit der restlichen Wandergruppe die Tour fort und hole den pausierenden Gast nach der Wanderung an der Bergstation wieder ab.“